BBC zum Vorbild nehmen |
Geschrieben von: Heiko Hilker |
Samstag, 06. September 2008 um 13:15 |
Ich war gestern und vorgestern mit der AG Online des MDR-Rundfunkrates in London bei der BBC sowie deren Aufsichtsorgan, dem BBC Trust. Es ging um Qualitätsstandards der BBC und wie diese gesichert werden. Mit dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag sollen die Rundfunkräte einen Drei-Stufen-Test für neue digitale Angebote von ARD, ZDF bzw. Deutschlandradio durchführen, der an den seit 1. Januar 2007 praktizierten Public Value Test der BBC angelehnt ist.
Seit Monaten wird darüber gestritten, wie der Drei-Stufen-Test für neue digitale Angebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio aussehen soll. Politiker und Intendanten können sich nicht darüber einigen, was den Test durchlaufen soll, wie lange er dauern soll und inwieweit Sachverstand Dritter mit einbezogen werden muss. Seit 20 Monaten muss die BBC einen Public Value Test (PVT) für neue Angebote durchführen lassen. Auch alle bisherigen Programme stehen auf dem Prüfstand und werden innerhalb von jeweils 5 Jahren immer wieder evaluiert. Während der für die BBC zuständige (unabhängige) Trust für einen PVTsechs Monate Zeit hat, soll der in Deutschland nur vier Wochen dauern.
Während die deutschen Intendanten darüber streiten, ob und für welche Fragen externer Sachverstand zugelassen werden soll, ist dies in Großbritannien selbstverständlich. Dem Trust stehen festangestellte Experten zur Verfügung, über Gutachten kann er auf weitere beauftragen. In Deutschland sollen die ehrenamtlichen Rundfunkräte den Drei-Stufen-Test durchführen, während in Großbritannien den de facto halbtags tätigen 12 Trustmitgliedern 60 festangestellte Fachkräfte zur Seite stehen. 0,35 Prozent der Rundfunkgebühr, also 11 Mio. Pfund, stehen dem Trust für seine Aufgaben zur Verfügung.
Das, was sich deutsche Medienpolitiker bisher ausgedacht haben und in die Staatsvertragsnovelle geschrieben haben, kann und wird nicht funktionieren. Die deutsche Idee wird sich in der Praxis nicht umsetzen lassen. Der deutsche Drei-Stufen-Test sollte dem englischen Modell entsprechen. Dann könnte man ARD, ZDF und Deutschlandradio viele weitere, bisher zu liefernde Berichte und Selbstverpflichtungen ersparen. Allerdings bedürfen die Rundfunkräte dabei fachlicher und auch personeller Unterstützung, die zum Beispiel die KEK (Kommission zur Ermittlung der Konzentration) bieten könnte. Bei der BBC stehen die Inhalte und deren Weiterverbreitung im Vordergrund. Dies sollten sich die Intendanten zum Vorbild nehmen. Wenn die ARD nicht ähnlich radikale Reformen wie die BBC durchführt, wird sie weiter an gesellschaftlicher Legitimation verlieren. So sollten die DRITTEN Programme von Vollprogrammen zu zielgruppenspezifischen Kanälen umgebaut werden. Wer immer mehr Gebührenzahlerinnen und –zahlern mehr bietet, wird um so weniger in Frage gestellt. |