In einem Interview mit der Berliner Morgenpost (leider nicht frei online) erklärt RBB-Intendantin Dagmar Reim, warum sie nicht für Berlin als Austragungsort des ESC stimmen konnte. (Man kann es auch im Radio1-Medienmagazin hören.) Düsseldorf sei preiswerter gewesen. In Düsseldorf könne man 24.000 Karten verlaufen, in Berlin (Tempelhof) nur 8.800. Deshalb seien die Erlöse in Düsseldorf höher, es für die ARD insgesamt billiger. Da der RBB 6,6% der Kosten mitträgt, hätte Dagmar Reim im Sinne der Gebührenzahler gar nicht anders entscheiden können.

Doch nicht immer entscheidet man so, im Sinne der Gebührenzahler. Bei den Fußballrechten zahlt die ARD schon lange keine Marktpreise mehr. Seit langem steigen die Ausgaben für die degeto und die SportA und entziehen so den Sendern immer mehr Geld. Dies soll auch in Zukunft so bleiben, auch wenn das Wachstum auf 0,7% je Jahr reduziert wurde. Die Belastung der Gebührenzahler ist also nicht immer das entscheidende Kriterium.

Zwischen Berlin und Düsseldorf gibt es zwei entscheidende Unterschiede: Zum ersten hat die Stadt Düsseldorf keine Schulden. Sie kann es sich sogar leisten, ein Stadion für die zweitklassige FORTUNA umzurüsten, so dass man deren Stadion sechs Wochen für den ESC nutzen kann. Ob dadurch die Mehreinnahmen aus dem Kartenverkauf wieder aufgebraucht werden, war noch nicht zu lesen. Anscheinend trägt diese Kosten die Stadt, oder?

Zum zweiten hat der WDR fast dreimal so viele Gebührengelder wie der RBB. Der RBB übernimmt vom WDR das Radioprogramm Funkhaus Europa. Selbst wenn Dagmar Reim in der ARD eine Mehrheit für Berlin organisiert hätte – was nach ihrem Vorpreschen bei der Veröffentlichung der Intendantengehälter unwahrscheinlich war – hätte der RBB wohl die Folgekosten kaum tragen können.

Bei den Konstellationen in der ARD war das Ergebnis klar. Der ESC kann teurer werden als geplant. Er kann auch teurer werden als in Berlin. Die Gesamtbilanz ist egal, weil es zwei Zahlmeister gibt, die das Geld haben und weil die Gesamtrechnung keinen interessiert.